Unlearn. Das sanfte Verlernen alter Muster

Letzten Montag war ich wieder Singen, obwohl ich ehrlicherweise nicht besonders gut singen kann. Oder sagen wir so: ich bin nicht so gut darin, die gewünschten Töne zu treffen. Denn von Katharina von Bülow, Opernsängerin und Leiterin des heilsamen Singens, habe ich zwischenzeitlich gelernt, dass jeder Mensch singen kann, auch, wenn nicht alle Menschen Töne treffen können 😊.

Ich hatte viele Jahre eine große Sehnsucht zu singen, nicht nur allein und heimlich zuhause, sondern so, wie wir es früher auf Ferienfreizeiten und am Lagerfeuer an der Isar gemacht haben. Jemand spielte Gitarre, wir kannten die Lieder und stimmten ein, ohne darüber nachzudenken, ob wir singen können oder nicht. Und es war immer schön. Und fühlte sich verbunden an. Und dabei ins Feuer zu schauen, war wunderbar.

Wenn wir lernen, etwas über uns zu glauben…

Ich erinnere tatsächlich auch das Singen im Kindergarten und die ersten Jahre in der Schule sehr gut, denn ich habe immer leidenschaftlich gern gesungen. Bis das mit der Bewertung anfing und ich lernte: ich kann nicht so richtig gut singen. Und das verinnerlicht habe. Es wurde zu einer Art Mantra, selbst, wenn auf Geburtstagsfeiern „Happy birthday“ gesungen wurde, habe ich nur den Mund bewegt ohne Töne zu machen. Lange Zeit dachte ich aber auch: gibt definitiv Wichtigeres als Singen zu können…

Über zwei oder drei Jahre hinweg ist mir immer wieder das Angebot von Katharina begegnet („Zeit für einen Mutausbruch- Heilsames Singen für Frauen“ und irgendwo stand sogar, dass man nicht unbedingt singen können muss) und immer sprach es mich an. Und doch gab es diese Stimme in mir, die sagte, dass ich auf keinen Fall dorthin gehen könne. Denn wo andere Menschen sind, da hören deren Ohren auch meine Stimme. Und die trifft keinen Ton. Ergo: da bin ich nicht richtig.

Unlearn – ein kleiner Schritt zurück zu mir

Letzten Sommer war ich mit einer Freundin beim Kaffeetrinken, als sie mir erzählte, dass sie so gerne singen würde, mit anderen, vielleicht in einem Chor, aber irgendwie ohne Druck. Und ich erzählte ihr von dem Angebot, das ich schon lange beobachtete – und weil rein zufällig Montag war, also der Tag, an dem das Singen stattfindet, beschlossen wir, es gemeinsam einfach auszuprobieren. Und was soll ich sagen: seither gehen wir so oft es uns möglich ist, montags zum Singen. Wir müssen keine Noten lesen können, nicht abliefern, nicht mal unbedingt Töne treffen, sondern uns einfach der Musik und unseren Stimmen hingeben. Ich schließe die Augen, während Katharina auf ihrem Flügel spielt, bewege mich sanft zur Musik und singe mal lauter, mal leiser im Kreis der anderen Frauen. Und es tut soooo gut und ist tatsächlich heilsam.

Und gestern Abend, auf einer Geburtstagsfeier, als wir unserer Freundin Melanie ein Geburtstagslied sangen, traute ich mich das erste Mal seit Jahren, laut und deutlich mitzusingen…

Die letzten Tage, jetzt vor Weihnachten und kurz vor dem Jahreswechsel, habe ich darüber nachgedacht, was sich in 2025 für mich verändert hat, was schön war, was hilfreich, was heilsam. Und diesem Wunsch nach Gesang und Verbundenheit zu folgen, war ein kleiner und doch so hilfreicher Teil meines Weges. Mir wieder zu erlauben, mit anderen zu singen, hat auch irgendwie mit Freiheit zu tun. Und einem Gefühl von Selbstermächtigung. Mir zurückzuholen, was ich mir lange versagt habe, weil mir im Außen gesagt wurde, dass ich etwas nicht kann, was jedoch tief in meinem Inneren schlummerte und Gehör finden wollte.

Wir streben so oft nach weitreichenden Veränderungen, dass wir übersehen, dass es die vielen, oft kleinen Zwischenschritte sind, die das große Ganze verändern. Und wenn wir uns einmal wirklich Zeit nehmen zurückzublicken, auch die kleinen Dinge wahrzunehmen, dann erkennen wir oft, dass uns jedes noch so winzige Detail hierher, an diese Stelle, an der wir jetzt stehen, gebracht hat 🩷.

Räume, die tragen

Für das kommende Jahr wünsche ich mir – für uns alle – noch mehr echte und tiefe Begegnung.
Mehr Räume, in denen wir nicht funktionieren müssen, sondern ganz sanft und zart mit uns sein dürfen.
Mehr Verbundenheit, Zuhören, Mitschwingen.

Mehr Orte, an denen unsere Nervensysteme zur Ruhe kommen dürfen und wir uns gesehen fühlen.

Genau solche Begegnungsräume werde ich auch im neuen Jahr wieder öffnen.

Es wird sich dabei ein wenig verändern:
Neben meiner individuellen 1:1-Begleitung richte ich den Fokus wieder stärker auf gleichbleibende Gruppen für hochsensible Menschen.
Die beiden Gruppen
„Empowering Women – In Verbundenheit heilen“ und
„Mut zur Veränderung – Werden, wofür wir bestimmt sind“
finden jeweils einmal monatlich über sechs Monate statt.

Unser Nervensystem liebt Vorhersehbarkeit.
Je vertrauter der Rahmen, desto weniger müssen wir in Alarm oder Anpassung gehen – und umso leichter fällt es uns, zu fühlen, loszulassen und neue Erfahrungen wirklich zu integrieren.

Diejenigen unter euch, die mich persönlich kennen, wissen, wie wichtig mir die Räumlichkeiten für meine Arbeit sind.
Es sind echte Wohlfühlorte. Räume, die Sicherheit, Ruhe und Verbundenheit unterstützen.
Mein Praxisraum ist für Gruppen zu klein, und mein Wohnzimmer fühlt sich dafür schon länger nicht mehr stimmig an.

Um einen solchen geschützten und schönen Rahmen zur Verfügung stellen zu können, der die gemeinsame Arbeit bestmöglich trägt, freue ich mich über verbindliche Anmeldungen in den kommenden Wochen.
Ich werde die beiden Gruppen in meinem nächsten Newsletter noch etwas näher vorstellen – alle Details und Termine findest du aber bereits jetzt auf meiner Webseite.
Beide Gruppen finden künftig samstags statt, sodass auch diejenigen unter euch, die etwas weiter entfernt wohnen, gut und entspannt teilnehmen können.

Wenn du spürst, dass dir ein solcher Raum guttun könnte, melde dich sehr gerne schon an.
Alle im neuen Jahr anstehenden Angebote findest du hier:
myriamfilz.com/aktuelles/

Und nun wünsche ich dir einen möglichst weichen Übergang ins neue Jahr.
Mit Momenten der Stille.
Und mit der Gewissheit, dass du nicht allein unterwegs bist.

Ich freue mich von Herzen auf unsere Begegnung im kommenden Jahr.

Alles Liebe und erholsame Feiertage
Myriam

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