Bist du auch ein:e People-Pleaser:in? Bemühst du dich, vor allem die Wünsche anderer zu erfüllen? Sagst du eher ja, obwohl du eigentlich lieber nein sagen würdest?
Fällt es dir schwer, Grenzen zu setzen – besonders, wenn du spürst, dass jemand enttäuscht sein könnte? Und hast du oft das Gefühl, für Harmonie verantwortlich zu sein? Oder ertappst dich dabei, deine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, um niemanden zu verärgern? Dann herzlich willkommen im Club der People-Pleaser… 😊
Ich kenne das selbst sehr gut und mache es immer noch „gerne“ anderen Menschen recht, obwohl ich mich seit längerem bemühe, auch meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu berücksichtigen, mich klar(er) abzugrenzen und das mittlerweile ganz passabel gelingt.
Und trotzdem fühlt es sich immer wieder beunruhigend oder gar beängstigend an, wenn ich für mich einstehe, meine Meinung vertrete (und spüre, dass diese Meinung nicht konform mit der Meinung meines Gegenübers ist) und/oder meine Bedürfnisse klar benenne. Unweigerlich schwingt eine tiefsitzende Angst mit, mein Gegenüber könnte sauer oder wütend auf mich werden, sich vorübergehend abwenden oder gar den Kontakt komplett abbrechen.
Ich habe dieses Muster früh verinnerlicht: in meiner Familie wurden Konflikte nicht ausdiskutiert, sondern ich wurde durch tagelanges Schweigen gestraft, bis nach einigen Tagen plötzlich alles wieder „normal“ war. Nie wusste ich, wann es so weit sein würde und warum es so war. So habe ich eine tiefe Verunsicherung erlebt, die auch heute nicht ganz einfach abzuschütteln ist. Auch, wenn ich nun, als erwachsene Frau weiß, woher diese frühkindlichen Ängste rühren und dass sie heute mit großer Wahrscheinlichkeit unbegründet sind, sitzen sie dennoch tief.
Was ist People-Pleasing eigentlich?
People Pleasing beschreibt ein Verhaltensmuster, bei dem Menschen die Bedürfnisse, Wünsche oder Erwartungen anderer meist über ihre eigenen stellen. Oft einem Wunsch nach Harmonie, Anerkennung oder der Vermeidung von Konflikten folgend, sagen sie „ja“, auch wenn sie lieber „nein“ sagen würden.
Das führt zwar kurzfristig zu positiven Reaktionen des Gegenübers, erschöpft jedoch langfristig die es-allen-recht-machend-wollende Person, führt zu Unzufriedenheit, Frust und dem Gefühl nicht selbstbestimmt und authentisch zu leben.
In der Psychologie gibt es für dieses Verhalten auch einen Fachbegriff: die Fawn Response.
In der Psychologie gibt es für dieses Verhalten auch einen Fachbegriff: die Fawn Response. Neben den bekannten Stressreaktionen „Fight“ (Kampf), „Flight“ (Flucht) und „Freeze“ (Erstarrung) wird in der Traumaforschung eine vierte Reaktion beschrieben: die Fawn Response. Sie bedeutet, dass Menschen in als belastend oder bedrohlich empfundenen Situationen versuchen, durch übermäßige Anpassung und Gefallen-Wollen Sicherheit herzustellen. Anstatt Grenzen zu setzen oder die eigenen Bedürfnisse zu äußern, richten sie ihr Verhalten danach aus, Erwartungen anderer zu erfüllen. Dieses Muster kann sich aus frühen Erfahrungen entwickeln, in denen Zustimmung oder Harmonie notwendig waren, um Nähe, Schutz oder Anerkennung zu bekommen. Heute zeigt es sich oft im „People Pleasing“.
„People Pleasing“ hat seine Wurzeln also oft in frühen Lebenserfahrungen und Beziehungs- bzw. Bindungsmustern:
- Kindheit und Erziehung: Wenn du gelernt hast, dass Zuwendung, Liebe und Anerkennung an Bedingungen geknüpft ist („Ich werde nur geliebt / gelobt / anerkannt, wenn ich unkompliziert und angepasst bin“), hast du vielleicht ein starkes Bedürfnis entwickelt, es anderen recht zu machen.
- Angst vor Ablehnung oder Konflikten: Wenn du Zurückweisung oder Streit als bedrohlich erlebt hast, versuchst du wahrscheinlich, Spannungen vorzubeugen, indem du die Erwartungen anderer erfüllst.
- Geringes Selbstwertgefühl: Wenn dein eigenes Selbstbild unsicher ist, erscheint es dir oftmals naheliegender, dir Bestätigung von anderen, also im Außen zu suchen.
- Gesellschaftliche oder kulturelle Prägungen: In manchem Umfeld wird Anpassung, Höflichkeit und Selbstlosigkeit stärker akzeptiert oder belohnt als Eigenständigkeit.
Im traumasensiblen Kontext versuchen wir daher, trotz der Reaktion des People-Pleasing, mitfühlend und verständnisvoll mit uns zu sein; und anzuerkennen, dass dieses Verhalten einmal eine hilfreiche Strategie war, um Sicherheit herzustellen.
Einladung zum Workshop „Traumasensibles Embodiment & Gespräche, die verbinden“
Wenn du dieses Thema tiefer erforschen möchtest, lade ich dich herzlich ein, am Dienstag, den 14. Oktober 2025 um 18:00 Uhr, beim „Traumasensiblen Embodiment und Gesprächen, die verbinden“ dabei zu sein – ein Raum, in dem wir gemeinsam Verständnis, Mitgefühl und neue Wege zum Umgang mit „People Pleasing“ finden dürfen.
Melde dich gerne direkt an – ich freu mich auf dich ❤
https://myriamfilz.tucalendi.com/gruppen/traumasensibles-embodiment
Einen weiteren Artikel zum Thema Abgrenzung kannst du hier lesen:
https://myriamfilz.com/abgrenzung/
Weitere Artikel rund um das Thema Nervensystem, Traumaintegration und Selbstregulation findest du hier:
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