Kürzlich fuhr ich mit dem Zug zurück nach Hamburg, nach einem ganz wunderbar unbeschwerten Wochenende in München, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Ich habe ein langes Wochenende dort verbracht, bei einer engen Freundin gewohnt, die ich aus Schultagen kenne, und mir zu Beginn des Wochenendes vorgenommen, all die schönen und intensiven Momente und Begegnungen bewusst wahrzunehmen, die ich erleben werde.
Vielleicht liegt es am Alter, aber die letzten Male, die ich in München war und durch die Straßen meiner Kindheit und Jugend schlenderte, wurde ich immer mal wieder sentimental, während ich in alten Erinnerungen schwelgte. Zeitgleich spürte ich dieses kleine Glücksgefühl und ein Lächeln auf den Lippen bei dem Gedanken an die schönen, besonderen und intensiven Momente, die ich hier erlebt habe.
Und so habe ich an dem Wochenende ganz bewusst „Glimmer-Momente“ gesammelt:
- Beispielsweise den Moment, an dem ich letzten Sonntag gemeinsam mit einigen Freundinnen in den eiskalten Wörtsee tauchte und mit kribbelndem Körper die ersten Schwimmzüge Richtung Sonnenschein nahm (es hatte fast den ganzen Tag geregnet und wir nicht geglaubt, noch schwimmen gehen zu können).
- Das Treibenlassen durch München mit einer Freundin bei spätsommerlichen Temperaturen – und der Moment, als wir an dem Haus vorbeikamen, in dem ich mit Anfang 20 meine erste eigene Wohnung hatte, die nicht WG war – und die Erinnerungen an die besondere Zeit dort. Kurzer Moment des Glücks.
- Der Spaziergang und das intensive Gespräch mit einer anderen Freundin entlang der Isar – und das Gefühl, dass wir uns trotz Entfernung und unregelmäßigen Treffen so nah sind
- Die innige Umarmung mit dieser Freundin, nachdem wir uns mehrere Monate nicht gesehen hatten…
Du trägst bestimmt auch wunderbare Erinnerungen an besondere Momente voller Glück und Freude in dir – und weißt, wie schön es ist und wie glücklich es machen kann, an diese zurückzudenken, dich zurückzuversetzen, sie vor dir zu sehen – vielleicht spürst du noch, wie du dich damals gefühlt hast, erinnerst Gerüche…
Manchmal braucht es nur einen winzig kleinen Impuls, um genau dieses Glücksgefühl zu erzeugen:
Manchmal braucht es nur einen winzig kleinen Impuls, um genau dieses Glücksgefühl zu erzeugen: der Duft des Apfelkuchens, der uns gedanklich zurückversetzt in das gemütliche Wohnzimmer unserer Oma, das Foto aus Kindertagen, das uns an einen unbeschwerten Sommer mit der damals besten Freundin erinnert, oder wenn wir ein Feuerwerk sehen und sofort an diese eine besonders schöne Silvesternacht denken. Wir alle kennen diese „Glimmer“-Momente, die uns sofort für kurze Momenten glücklich machen.
Deb Dana, amerikanische Traumatherapeutin, prägte den Begriff der Glimmer-Momente in ihrem Buch „Die Polyvagal-Theorie in der Therapie“. Als führende Stimme der Polyvagal-Theorie macht sie deren komplexes Wissen alltagstauglich (und auch für Laien verständlich 😊) und zeigt, wie wir Glimmer bewusst wahrnehmen und in unseren Alltag einladen können – für mehr innere Ruhe und Verbundenheit.
(Wenn du magst, kannst du hier kurz nachlesen, was die Polyvagal-Theorie eigentlich ist: myriamfilz.com/die-polyvagal-theorie/)
Nach stressigen oder traumatischen Erfahrungen steigt oft unsere Alarmbereitschaft, weil wir uns nicht mehr so sicher fühlen. Gerade dann sind Glimmer wertvoll: Sie lenken den Blick weg von Gefahren, hin zu den schönen Seiten des Lebens, senken Stress und stärken eine positive Haltung.
Und unser Vagusnerv entscheidet, ob wir bzw. unser Nervensystem im Stressmodus verweilen oder Ruhe und Entspannung finden – weil jedoch unser Fokus oft auf Negativem liegt, schaltet er immer wieder in einen Alarmmodus; Glimmer-Momente wirken dem entgegen, weil wir kleine Augenblicke von Wärme oder Freude bewusst wahrnehmen und so unser Gehirn auf innere Ruhe und positive Eindrücke trainieren.
Wie kann ich „Glimmer-Momente“ finden?
Überall stecken kleine Funken des Glücks – wir dürfen lediglich lernen, sie wahrzunehmen. Das klingt einfach, braucht aber etwas Übung. Vielleicht magst du versuchen, solche Augenblicke zukünftig bewusster zu bemerken – das können wirklich kleine Dinge sein, wie:
- Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, wenn du morgens in die Küche kommst oder ein Café betrittst
- Der liebevoll auf dich gerichtete Blick eines geliebten Menschen
- Das unerwartete Lächeln eines Menschen in der U-Bahn
- Das Geräusch von Regen am Fenster, während du drinnen gemütlich auf dem Sofa sitzt und Tee trinkst
- Der Sonnenuntergang am Meer
- Und so weiter…
Mit der Zeit trainiert dein Gehirn, diese scheinbar kleinen, aber schönen Momente automatisch zu erkennen und zu schätzen.
Hier kannst du einen Artikel zum Thema „Nervensystem und Verbundenheit“ lesen….